Küchenparty! Hennen, Gockel und Eier in Herrmannsdorf

Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchenDie Herrmannsdorfer Landwerkstätten kenne und besuche ich ja nun schon ein ganzes Weilchen – seit ich vor zwei Jahren begann, Events, Kurse und das Geschehen auf dem Hof fotografisch zu dokumentieren und mich Stück für Stück in ihre Arbeits- nein, ihre Lebensphilosophie verliebte.

Eines meiner Lieblingshighlights sind die regelmäßig angebotenen Küchenparties – thematische Abende, an denen ein feines Menü von Live-Musik, Erzählungen und Einblicken in die Welt des guten Fleisches begleitet wird. Vergangenen Mittwoch besuchte ich wieder eine solche Küchenparty, diesmal in Begleitung von fünf wissens- (und auch sonst hungrigen) Bloggerkollegen. Ein wunderbarer Abend zum Thema „Freilaufende Eier, gutes Fleisch – neues von Hahn und Henne“.

Georg Zankl_kuechenparty in Herrmannsdorf_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen

Georg Zankl (auch der „Hühnerflüsterer“ genannt), ist seit einem Jahr Leiter des Landhuhn-Projekts in Herrmannsdorf und erzählte im Laufe des Abends viel über seine Hühnerbande. Das Landhuhn Projekt in Herrmannsdorf ist einzig in seiner Art: „Zweinutzung“ ist hier ein ganz wichtiger Grundsatz, denn der Hof war einer der ersten Betriebe weltweit, die das Schreddern der männlichen Küken vermeiden wollten und somit begann, neben den Hennen auch die Geschwisterhähne zu züchten. Ein „Testgelände“ quasi, auf dem man versucht, das Leben der Hennen und Hähne immer besser zu gestalten – keine einfache Aufgabe im Rennen gegen die immer „optimiertere“ Lebensmittelindustrie.

Das Herrmannsdorfer Huhn ist eine Kreuzung zweier Rassen. Um dazu beizutragen, die alte österreichische Rasse der Sulmtaler Hühner im Sinn des Arche-Gedankens zu erhalten und dennoch wirtschaftlich arbeiten zu können, begann man 2010, diese mit französischen Bresse-Hühnern zu paaren. Heraus kommt eine bunte Mischung weißer Hühner mit Schopf, braun- gesprenkelter Hennen, beiger Hennen mit schwarzen Flecken und vieler anderer Individuen mit viel Lebensfreude und Vitalität.

Konstant wird am Projekt gearbeitet, getüftelt und weitergedacht: wie sieht der ideale Stall für die Hühner aus? Warum tritt nach etwa einem Lebensjahr bei den Hennen eine sechswöchige Legepause ein? Wieviele Hühner sollten in einer Gemeinschaft zusammenleben? Wie halten wir Fuchs, Marder und Rabenkrähen auf respektvolle Art von unseren freilebenden Tieren fern? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigen sich Georg und sein Team täglich, um den Hühnern ein gutes, artgerechtes Leben zu ermöglichen und dennoch wirtschaftlich über die Runden zu kommen.

Kalr Ludwig Schweisfurth_kuechenparty in Herrmannsdorf_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen

Karl Ludwig Schweisfurth, „der alte von Herrmannsdorf“, ist ebenso anwesend und unterstützt Georg Zankl mit Fragen und Eingriffen, erzählt, wie die Massentierhaltung funktioniert und was dies mit den Gewohnheiten und Erwartungen der Verbraucher anstellt.

Wer mehr über das Landhuhnprojekt erfahren will, der wird hier fündig: das Herrmannsdorfer Landhuhn-Tagebuch dokumentiert seit über sechs Jahren das Leben der Hühner und den Fortschritt des Vorhabens. Aber nun noch einige Impressionen zu unserem Abend und dem großartigen Hühner-Menü. kuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen Als Gruß aus der Küche gibt es vorweg ein zart pochiertes Ei der glücklichen Hühner. Inzwischen beginnen Gudrun Schweisfurth und Georg, über das Landhuhn-Projekt zu plauschen. Wusstet ihr eigentlich, dass die ersten Eier, die eine Henne in ihrem Leben legt, immer ein bisschen kleiner ausfallen? Die müssen ja auch erstmal in die Gänge kommen, erklärt Georg. Ich muss immer ein bisschen genauer hinhören, bei seinem kräftigen Bayrisch, aber eins wird mir trotzdem schnell klar: das mit der Eigrößen-Klassifizierung ist vollkommener Industrie-Quatsch. kuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen

Hereinspaziert kommt bald auch Gang numero eins von sieben Köstlichkeiten: das Hühnerleber Parfait mit Gärtnersalat und Brotchip. kuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen kuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchenkuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen

Meine Bloggerkollegen sind mittlerweile fleißig am Dokumentieren und posten… nur gut so, hinaus in die Welt mit der guten Botschaft (und dem tollen Essen!). kuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen (7)

Die Hühnersuppe á la Jules ist der zweite Gang – nicht ganz passend zu der hereinscheinenden Sonne, dafür aber schön gewürzt und richtig „gschmackig“.  kuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen kuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen kuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen

Nächstes gutes Ding: das Saltimbocca vom Gockel auf Fenchel und Tomate…kuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen

…gefolgt von einem superknusprigen Backhendl (-Häppchen) mit Kartoffelsalat. kuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen

Der fünfte Teller schwebt heran: Geschmortes vom Gockel mit Bohnensalat. Bei diesem Gang sitzt schon Karl Schweisfurth, Chef des Hauses, mit bei uns am Tisch und erzählt: „Die Gockel rennen ihr Leben lang auf der Wiese herum, da ist es doch ganz klar, dass ihr Fleisch nicht zart und butterweich ist, wie das der Massenzucht-Hühner. Die verbringen ja den lieben langen Tag im Sitzen, weil ihre Knochen das Gewicht nicht ertragen, was sie so schnell aufnehmen mussten.Unsere Gockel sind einfach trainiert, sie haben Muskeln. Dafür ist ihr Fleisch aber unheimlich intensiv vom Geschmack her – man muss nur wissen, wie man es zubereitet. Schmoren, schmoren, schmoren ist das Stichwort! Auf jedem unserer Gockel, die man im Handel bekommt, klebt auch ein Rezept drauf – also einfach ein bisschen Zeit nehmen, da kann eigentlich nichts schief laufen!“

Wahre Worte, lieber Herr Schweisfurth. Ein Riesenunterschied, den man in jedem Bissen schmeckt!
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Mein persönlicher Liebling: die confierten Innereien mit Rösti und Kresse. Hey, warum sind hier alle so „Innereien ist nicht so meins“??? Nun gut, ich muss also leider die sehr schlimme Aufgabe auf mich nehmen, bei diesem Gang meinen Tischnachbarn etwas beim Aufessen zu helfen… Innereien sind nun mal immernoch so eine Sache, über die sich die Geister scheiden – leider! Darum sind die Herrmannsdorfer auch sehr bemüht, die Nose-To-Tail-Philosophie unter die Leute zu bringen – mit Küchenparties zum Thema, aber auch spannenden Kursenkuechenparty in Herrmannsdorf_Hühner und Eier_Vivi D'Angelo foodfotografie muenchen

Der süße Abschluss des perfekten Abends: ein erfrischendes Eis mit Beerencoulis und Minze. Ich bin glücklich, meine Tischrunde satt und zufrieden, und wir haben alle einiges dazugelernt. Ein guter Abend.

Die nächste Küchenparty findet am 12. Oktober statt, wieder zum Thema Nose to tail – „Esst das ganze Tier“. Sehen wir uns dort?

Mehr Infos über Herrmannsdorf findet ihr übrigens auch auf der nigelnagelneuen Webseite: https://www.herrmannsdorfer.de/ 

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