Ich hebe jedes Brotstück auf, das nach dem Essen liegenbleibt.
Sammle es vom Tisch ein und lege es in einen Jutebeutel mitsamt vielen anderen, schon schrumpelig gewordenen Brötchenhintern.
Der Beutel kommt hinter die Küchentur, an einen Haken gehängt. Dort raschelt er und knistert er jedes mal wenn die Türe schwingt. Und wenn der Beutel voll ist, dann wird gezaubert.
Fünf Jahre sind vergangen seit einem langen Spaziergang am windigen Strand vom argentinischen Santa Clara. Zurückgekehrt aus der Kälte und auf einem fluffigen, geblümten Sofa sitzend reichte mir die Schwiegermutter einen Teller. Darauf lag ein knubbeliges Stück schwerer, dichter Kuchen, mit Rosinen bespickt und glänzend in Sirup getränkt. Budin den Pan, sei das, ein Kuchen aus altem Brot, sagte sie fast beiläufig, als wäre es kaum erwähnenswert, und nippte an ihrem Mate, bevor sie mir diesen ebenso beiläufig weiterreichte.
Das Rezept kam mit in den Koffer und zurück nach Europa, gekritzelt auf einem Papierwisch (und nur weil ich es unbedingt unbedingt aufgeschrieben haben wollte, denn sie wiederum bestand darauf, es gäbe ja garkeine Mengen, das mache man einfach nach Augenmaß und überhaupt sei das doch gar kein richtiges Gebäck). Seitdem freue ich mich über jeden Brotstumpf, der nicht mehr in den Bauch gepasst hat. Und manchmal, und ganz heimlich, lasse ich ein bisschen Brot absichtlich trocknen. Dann ist der Jutebeutel hinter der Tür schneller voll.
Für einen kleinen Budin de Pan (Brotkuchen) braucht man:
- 250 g trockenes Brot
- 300 ml Milch
- 100 g Zucker
- 1 Ei
- Rosinen und/oder Nüsse (wenn man mag und wenn ja, soviel man mag)
- Rum oder Cognac oder ein sonstiger herbstlich schmeckender Likör (ich nehme auch gerne Tessiner Nusslikör dazu)
und für den Sirup:
- Zucker, Wasser, nochmals Likör
Die Rosinen etwa eine Stunde lang in Likör, Rum oder Cognac einweichen. Währenddessen die Brotstücke zerkleinern und in die Milch legen, gut untermischen, damit sich alle tränken und wieder weich werden. Wenn nötig, mehr Flüssigkeit dazugeben. Wenn alles Brot weich geworden ist, den Zucker, das Ei, die abgetropften Rosinen und eventuell Nüsse dazumischen und gut vermengen. (Den Likör, indem die Rosinen lagen, aufheben: Er wird später für den Sirup gebraucht!)
Diesen Teig in eine gefettete (oder mit Backpapier ausgelegte) Form füllen und bei 200° etwa 40 Minuten lang backen. Die Oberfläche der Kuchens wird dabei knusprig und hubbelig, das Innenleben sollte aber saftig bleiben (Die Zahnstocherprobe ist in diesem Fall also nicht sonderlich hilfreich).
Während der letzten Backminuten kann man schon einmal anfangen, den Sirup zuzubereiten. Ich koche dafür den Likör, der vom Rosinentränken übrigbleibt mit etwas Wasser und Zucker ( oder manchmal auch Honig) so lange in einem Töpfchen, bis sich ein bräunlicher Sirup gebildet hat.
Den Kuchen aus der Form nehmen und noch lauwarm mit dem möglichst heißen Sirup begießen.
Das wär’s auch schon. Das Tolle am Budin de Pan ist übrigens, dass er von Tag zu Tag besser und saftiger wird. Irgendwann schreibe ich euch dann noch auf, wie man Mate-Tee macht. Der gehört nämlich eigentlich dazu und gibt mit seinem herben Grasgeschmack einen schönen Gegensatz her. Aber zu Kaffee oder Tee schmeckt der Brotkuchen auch wunderbar. Wer’s besonders süß mag, der reicht noch etwas extra Sirup dazu.
Und wenn ihr nicht soviel herumschweinzt wie ich, habt ihr hinterher auch nicht so viele Löffel zu spülen…
Liebe Vivi,
auch wenn ich kein Freund von Rosinen bin … allein schon deine tollen Fotos lassen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Mhhhhh.
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Liebe Anke,
ich habe beim argentinischen Freund nachgeforscht: es gibt wohl auch eine alternative Version von Budin de Pan, bei der statt Rosinen Apfelstückchen verwendet werden – allerdings dann ohne vorheriges Tränken in Rum. Vielleicht wäre das was für dich?
Liebe Grüße aus München!
Vivi
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Glückwunsch zum neuen Blog. Es fängt schon mal gut an 😉 !
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Oh my, the syrup makes it – it looks so good! Great photos and I’m looking forward to reading more!
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Hey Rachel, thanks for stopping by! I am already anxiously working on my next blogposts… and already have a looong list of ideas to post, too… this blogging thing is an addiction, it seems 😉
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Ein wunderbares Rezept, ein wunderbarer Text, schön zu wissen, dass auch andere Menschen so einen alten-Brot-Beutel in der Küche haben ❤
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Danke liebe Julia, es freut mich, dass es dir bisher hier gefällt 🙂 Ja, der Brotbeutel ist nicht mehr wegzudenken. Und jetzt habe ich da auch noch ein Auge auf so ein bestimmtes Panzanella-Rezept geworfen… 😉
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Liebe Vivi, bisher war mein altes Brot (wenn überhaupt mal was anfiel, denn ich bin kein Brotfan) für die Hühner reserviert. ich glaube das muss sich jetzt ändern. Rein aus Neugierde muss ich den Kuchen ausprobieren.
Liebe Grüße,
Lena
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Liebe Lena, ooooh, du hast Hühner?? Jetzt wo ich das weiß muss ich dich ja umso mehr in Darmstadt besuchen kommen!
Aber ja, versuch ihn doch mal, den Budin de Pan – vielleicht bekommt Brot nochmal eine Chance bei dir, wenn der erst entdeckt ist 😉
Liebe Grüße zurück! Vivi
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Oh nein, jetzt habe ich falsche Hoffnungen geschürt, leider habe ich selbst keine Hühner, nur mein Onkel und wir sammeln alle für ihn! Eigene Hühner wären schon toll. Ich komme ja ursprünglich vom Dorf, da haben das ganz viele. Aber bald hab ich hoffentlich einen „eigenen“ Saisongarten! 🙂
Liebe Grüße, Lena
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Tolle Fotos… *träum*
Hier gefällt es mir, da muss ich häufiger vorbeischauen 🙂
Liebe Grüße
Christina
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Liebe Christina,
na dann herzlich willkommen! Es freut mich, dass es dir hier gefällt.
Viel Spaß beim Stöbern und liebe Grüße!
Vivi
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Wunderbar! Ich freue mich immer sehr, Altbrotliebhaber kennenzulernen. Bei uns kommt auch kein Krümel um. Dein Rezept klingt wunderbar….und dazu Reisenostalgie. Hach, hier schau ich mich gleich ein bisschen um.,,,, liebe Grüße, Susanna.
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Liebe Susanna,
Ja, das ist doch viel zu schade zum Wegwerfen, wenn man mit altem Brot doch noch so viel zaubern kann 🙂
Herzlich willkommen hier! Ich freue mich, wenn du dich etwas umschauen möchtest.
Viele liebe Grüße! Vivi
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